Nah liegen sie beieinander

Die Wasser des Todes – Das Wasser des Lebens

Gleich zu Beginn in der Bibel zeigt sich das Wasser, und das obwohl doch Gott zunächst in das Tohuwabohu Ordnung und Struktur gebracht hat und alles gut war, von seiner zerstörerischen Seite. Langer, intensiver Regen löst eine tödliche Flut aus, der nichts und niemand entkommen kann. Außer Noah mit seiner Familie und ein Pärchen von jedem Tier lässt er auf der Arche entkommen. Warum dieses Unheil? Es gibt keine lange Urteilsbegründung. Es heißt nur kurz und knapp: „… erfüllet ist die Erde mit Frevel.“ Gott hat genug vom Menschen und inszeniert den Weltuntergang durch eine verheerende Sintflut. Nicht nur die Bibel berichtet von diesem globalen Inferno. Weltweit gibt es gut 270 Versionen davon. Mythen im Alten Orient, in Asien und Ozeanien, in Afrika, Europa und Amerika erzählen davon. Ein totales Urdesaster gab es zwar wohl nicht, was man ja immer wieder mal versucht, zu beweisen, doch ziemlich sicher kann man sagen, dass in den Sintfluterzählungen reale Erfahrungen von gewaltigen regionalen Überschwemmungen aufgenommen sind und diese waren für die Menschen dort geradeso verheerend und todbringend.

Die zerstörerische Kraft der Sintflut hat der Maler Tobias Weiß im Jahre 1885 für den in der Michaelskapelle auf dem alten Friedhof von Bad Mergentheim befindlichen Biblischen Totentanz ins Bild gesetzt. Der Tod hat die Herrschaft übernommen fegt alles und alle in die tödliche Flut. Alles versinkt in den Fluten. Auch für die geistlichen Führer gibt es kein Entrinnen. Und die Menschen sind sogar noch im Untergang voller Gewalt, bekriegen sich gegenseitig. Auch das hat der Maler auf seiner Darstellung festgehalten. Derweil fährt die Arche mit dem Engel von dannen.

Nur ein paar Schritte weiter, im Kreuzgang des Stadtkloster, stößt man auf die gegenteilige Wirkung des Wassers, auf seine lebensfördernde Funktion, auf das Wasser als dem Quell des Lebens,
dem Wasser als „Schwester“, so bezeichnet es der heilige Franziskus in seinem Sonnengesang. Denn es ist nützlich und demütig und kostbar und keusch, so fügt er hinzu.

1964/65 hat der Maler und Graphiker Sepp Biehler den Sonnengesang für das Kloster entworfen, ausgeführt wurde es in farbigem Betonglas. In blauen Steinen mit Fischen, Seestern und Seerose hat er das Wasser in bewegt beruhigender Art und Weise dargestellt.

— Andreas Steffel

Programm Februar – Juli 2025

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