Man fährt vorbei, wenn man von Mergentheim aus auf dem Weg gen Süden die Umleitung zur Autobahnanschlussstelle Schnelldorf fahren muss: Am Ursprung der Tauber bei Weikersholz, dem
Klingenbrunnen. Man lässt ihn links liegen, denn das würde sonst ja noch mehr Zeitverlust bedeuten. Viel zu sehen gibt es nicht, nur einen kleinen eingefassten Quellbrunnen. Doch kaum ist man daran vorbei, tönt aus dem Verkehrsfunk: Stau auf der Dauerbaustelle A6 Richtung Nürnberg. Was tun? Da hilft nur, sich in Michelbach an der Lücke in Richtung Wettringen zu halten und bei Wörnitz gleich direkt auf die A7 zu fahren. Weil mit den Gedanken bereits dort und natürlich auch weil sie doch recht unscheinbar liegt, wird man sie wohl nicht bemerken: Die zweite Tauberquelle im bayerischen Wettringen, direkt an der Grüber Straße. Es handelt sich bei dieser Quelle zwar nicht um den eigentlichen Tauberursprung – 1976 wurde nach Meinungsverschiedenheiten festgelegt, dass dieser auf dem baden-württembergischen Gebiet liegt, so heißt es jedenfalls bei wikipedia – doch auch als Zweitquelle ist sie für die Wettringer so bedeutsam, dass sie ihn als Station in den Erlebnispfad Wettringen-Gailnau eingebunden haben.
Start des rund 10km langen Weges, für den man ca. 3 Stunden einplanen muss, ist am Heinerberg bei Wörnitz. Dort befindet sich auch das Waldklassenzimmer, in dem man Wissenswertes über
das Ökosystem Wald erfährt. Auf dem Pfad Richtung Wettringen, der zwischen dem Wölfleinsberg und dem Gailnauer entlanggeht und zu Teilen auf dem Europäischen Wasserscheideweg verläuft, begegnet man naturräumlichen Besonderheiten: Einem alten Steinbruch, den Überresten keltischer Besiedlung und dem Gailnauer Erdrutsch, der im Frühjahr 1957 vonstatten ging. Eine Felswand mitten im Wald zeugt von diesem Ereignis.
Den Obergailnauer Forst hinter sich gelassen stößt man dann am südlichen Rand Wettringens auf die Tauberquelle. Sie sprudelt das ganze Jahr aus einer efeubewachsenen Mauer. In Wettringen selbst wird man dann auch noch über so manch kulturhistorisch Interessantes informiert, wie z.B. über die Richtplätze Marktplatz, Galgenberg und Henkersbrunnen. Sehenswert ist außerdem die Chorturmkirche St. Peter und Paul mit ihrem angrenzenden Friedhof. Der Altar der Saalkirche stammt von Tilman Riemenschneider, dem bedeutendsten Bildschnitzer und Bildhauer der deutschen Spätgotik. Das offizielle Ende des Erlebnispfades bildet ein Fledermauskeller am nördlichsten Eckchen von Wettringen. Da der Weg einfach zu gehen ist, bietet er sich auch gut für Familien mit kleineren Kindern an.
Einen Flyer zum Erlebnispfad Wettringen – Gailnau findet man hier:
https://www.wettringen-mfr.de/fileadmin/Dateien_Wettringen/20160622111542646.pdf
— Andreas Steffel