Magnificat

Maria trifft Elisabeth

Erläuterung zum Kunstwerk Magnificat, dem 4. Bild der Ausstellung MARIA – HEUTE!, welche ab 6. Oktober 2024 in der Marienkirche Bad Mergentheim zu sehen ist.

Jährlich im Frühsommer begeht die Kirche das Fest Mariä Heimsuchung, an dem in besonderer Weise einer Episode aus dem Lukasevangelium (LK 1,39-56) gedacht wird, als Maria ihre Verwandte Elisabeth besucht: In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“ Da sagte Maria: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.“

Das Kunstwerk «MAGNIFICAT» ist als Ikone zu erleben, in der man Farbe – Darstellung -Symbole – Gesten erörtern kann! Zwei Frauen sind abgebildet – die junge schwangere Frau im
Vordergrund MARIA – HEUTE! mit dem blauen Mantel (das Symbol der Göttlichkeit) – sie macht einen eher unentschlossenen Eindruck auf den Betrachter: alles ist noch neu und fast nicht zu erklären – aber sie trifft auf eine Weggefährtin; die ältere Verwandte Elisabeth die auch schwanger ist – und sie erleben eine VERBUNDENHEIT in deren gemeinsamen «SCHICKSAL». Magnificat! Ich bin nicht allein! Diese zarte Verbundenheit wird dem Betrachter auch in den Farben der Schmetterlinge in den Bäuchen der Frauen/Früchte der Leibe aufgezeigt: Marias Schmetterling/Frucht des Leibes ist purpurn, die königliche Farbe. Elisabeths Schmetterling/Frucht des Leibes ist grün und somit die Farbe der Prophezeiung. Als Meister der
Metamorphose sind Schmetterlinge wichtige Symbole für Transformation, Freiheit und Wiedergeburt. Sie gelten seit langem als Boten und als Verkünder von Glück und Freude.

Ein weiteres wichtiges Symbol im Bild ist das Ginkgoblatt über Marias Kopf gemalt. Es gilt als Zeichen für Freundschaft, Fruchtbarkeit, Langlebigkeit, Stärke, Widerstandskraft,
Anpassungsfähigkeit, Hoffnung, Vitalität, Liebe und Dualität. Der Ginkgo-Baum (auch Tempelbaum genannt) kann ein erstaunliches Alter von 2000 Jahren erreichen. Außerdem ist er
sehr anpassungs- und widerstandfähig. Diese Besonderheiten zeigten sich auch nach dem Atombombenangriff in Hiroshima. Daher hat der Ginkgo auch die Bedeutung der Unbesiegbarkeit
und der Hoffnung. In China hat die zweigeteilte Form des Ginkgo Blatts auch die Bedeutung für Yin und Yang.

MARIA – HEUTE! ist vielleicht ungewollt schwanger – was für die betroffene junge Frau eine neue, herausfordernde Lebenssituation mit einer Vielzahl an offenen Fragen darstellt. Ambivalente Gefühle, psychosoziale Belastungen und Fragen kommen auf, die im Raum stehenbleiben: Wo kann man Rat suchen? Wer hilft einer jungen Frau in diesem wichtigen Dilemma? Hat man immer echte Wahlmöglichkeit? Was werden die Leute sagen?

Margot Käßmann hält unter www.herder.de/religion-spiritualitaet/bibel/personen/elisabeth-und-maria über Elisabeth und Maria folgendes fest: „Elisabeth und Maria werden in ungewöhnlicher Situation schwanger. Die eine war lange kinderlos geblieben, die andere ist sehr jung und nicht verheiratet. Sie haben Sorgen: Schaffe ich das in meinem Alter? Bin ich zu jung? Hat Gott etwas damit zu tun? Wie komme ich klar ohne Ehemann? Was werden die Leute sagen? Aber all das ist am Ende zweitrangig. Da wachsen zwei Kinder heran und die beiden Frauen freuen sich miteinander an ihren Schwangerschaften. (…) Maria und Elisabeth sind Ermutigende für alle Frauen, die etwas verändern wollen. Sie glauben daran, dass sich etwas ändern lässt. Und sie fühlen die Geistkraft, die Möglichkeit, dass Menschen miteinander die Verhältnisse ändern können.“

— Stefanie Reinhart

Programm September – Januar 2025

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