Verzögerungen im Betriebsablauf

Scherze, Anekdoten, kurze Geschichten und Lehrreiches

„Zugverspätung? Das können Sie in Bahnhofsnähe machen“, so lautet ein Artikel, der am 22. Dezember 2023 online im Zeitmagazin erschien. Darin wurden Cafés, Restaurants und Museen in Bahnhofsnähe von mehr als 30 Städten empfohlen, die das Warten nett machen. Schnell verschwand der Artikel hinter der Bezahlschranke. Die Nachfrage muss wohl sehr groß gewesen sein. Ein Kommentator kritisierte, dass die Angebote meistens nicht geringe zusätzliche Kosten mit sich brächten. Außerdem ging es in dem Artikel nur um Großstädte. Wehe sie stranden in Crailsheim oder Lauda, Mekkebeure oder Durlesbach (Bahnhof bereits stillgelegt), Buxtehude oder Bad Segeberg. Aber auch in Großstädten müssen die gastronomischen und kulturellen Angebote erstmal zu der gegebenen Zeit geöffnet haben.

Da bleibt dann doch meist nur Galgenhumor. Der könnte funktionieren mit dem kleinen Büchlein „Scherze, Anekdoten, kurze Geschichten und Lehrreiches“, das in der Reihe TREDITION CLASSICS des Hamburger Verlags tredition erschienen ist. In dieser werden Werke veröffentlicht, die zu einem Großteil vergriffen oder nur noch antiquarisch zur erhalten waren. Die Texte des genannten Büchleins stammen aus der Berliner Wochenzeitschrift „In Freien Stunden“ des Jahres 1907.

Dabei geht es nicht, wie man jetzt vielleicht vermuten könnte, um unglaubliche Verspätungserlebnisse mit der Eisenbahn, stammen sie doch aus der Phase des „Goldenen Eisenbahnzeitalters“. Es geht ganz allgemein ums tägliche Leben, um Ärzte und Politiker, Eheleute und Totengräber, Igel und Fledermaus, Termiten und Zitterrochen, Zündhölzer und Edelsteine, Temperatur und Butter, Sitten und Ehrlichkeit, Irokesen und Monaco.
Innerhalb der verschiedenen literarischen Textgattungen gibt es keine vorgegebene Ordnung oder Struktur. Das ist ein großer Vorteil. Bringt es doch Abwechslung in das monotone Warten. Und da die einzelnen Texte recht kurz gehalten sind, kann man zwischendurch die Bahn-App checken, nicht dass man vor lauter Begeisterung noch den nächsten Anschluss verpasst.

Denn vielleicht gewinnt man ja, wie der Familienvater in der Geschichte von den Eisblumen, das große Los (abgedruckt auf S. 62ff. im Büchlein) und es kommt ein Zug. Dann lässt sich das Büchlein einfach schnell im Handgepäck unterbringen oder wenn vorhanden, in eine größere Jackentasche stecken.

Ein Problem könnte es allerdings geben: Das Werk mit seinen gut 100 Seiten Umfang ist schneller verschlungen als dass das nächste Schienenfahrzeug kommt. Da empfiehlt es sich, doch gleich noch ein weiteres Büchlein aus der Reihe TREDITION CLASSICS zu erstehen: „Kinkerlitzchen – Allerlei Scherze“ von Heinrich Seidel. Damit kommt man dann garantiert gut gelaunt ans Ziel.

Noch ein Zusatzhinweis des Keb-Verbraucherservice: Die vorgestellten Produkte eignen sich auch auf für den Einsatz bei anderen Arten von Betriebsablaufverzögerungen, z.B. beim Arzt oder auf dem Amt.

— Andreas Steffel

Programm September – Januar 2025

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