Ein Glaskrug, große Steine, Kieselsteine, Sand und Bier, das waren die Utensilien, mit denen ein Professor seinen Studenten zu Weihnachten etwas mit auf den Weg geben wollte.
Zu Beginn der Vorlesung stellte er ein großes Glas auf den Tisch und legte einige große Steine hinein. Von den Studenten wollte er wissen, ob das Glas voll sei, was diese einmütig bestätigten.
Jetzt holte der Professor einen Sack Kieselsteine hervor, schüttete einen Teil davon vorsichtig in den Glaskrug und füllte damit die Lücken zwischen den großen Steinen. Obwohl einige doch wohl etwas verunsichert waren, bestätigten die Studenten noch deutlicher als beim ersten Mal, dass das Glas nun voll wäre.
Da holte der Professor ein Säckchen feinen Sands hervor und ließ ihn in das Glas rieseln, wo der Sand langsam die Zwischenräume zwischen den großen Steinen und den Kieselsteinen füllte. Bei den Studenten gab es jetzt endgültig keine Zweifel mehr, dass das Glas voll sei.
Und jetzt kommt die Sache mit dem Bier. Der Professor holte unter dem Tisch eine Bierflasche hervor, öffnete sie und schüttete den Inhalt in das Gefäß, wo es sich in den verbliebenen Zwischenräumen zwischen dem Sand verteilte. Was das Experiment sollte, war aber damit noch nicht klar.
Ein Student vermutete: „Sie wollten uns zeigen, dass ein Terminkalender selten so voll ist, dass wirklich nichts mehr dazwischen passt!“ Ein anderer meinte, dass man immer etwas dazulernen und im Kopf immer noch mehr Sachen aufnehmen könne.
Aber das war es nicht, was der Professor vermitteln wollte. Er erklärte den Studenten, dass die Reihenfolge entscheidend ist: „Wenn ich nicht zu allererst die großen Steine in das Glas gelegt hätte, dann wäre später dafür kein Platz mehr gewesen. Wenn wir also den leeren Inhalt des Glases als Lebenszeit verstehen und uns fragen, welches unsere großen Steine sind, dann kommen wir auf Antworten wie Familie, Gesundheit und Freunde. Macht euch bewusst, was Eure persönlichen großen Steine sind und achtet darauf, dass ihr nicht den vielen unbedeutenden kleinen Dingen des Lebens den Vorrang gebt.“
„So weit, so gut“, dachte ein Student. Doch die Sache mit dem Bier beschäftigte ihn weiterhin. Deshalb fragte er den Professor, was es damit auf sich habe. „Ach ja, das Bier…“, antwortete der Professor, „vergesst nicht, egal wie beschäftigt Ihr mit den kleinen und großen Dingen seid – für ein Gläschen Bier mit einem Freund sollte immer Zeit sein.“
— Andreas Steffel