Der religionskritische Arthur Schopenhauer, vorgestellt ausgerechnet im Mariensaal des katholischen Gemeindehauses. Spannung knisterte für den Kenner schon in der Einladung der KEB Bad
Mergentheim zu einem philosophischen Nachmittag mit Hans Stoppel rund um Schopenhauers Aphorismen zur Lebensweisheit. Und Kenner fanden sich, wie sich zeigen sollte, in dem gut gefüllten Saal.
Allen voran der Referent, dem vom ersten Augenblick an die Faszination für „seinen Philosophen“ anzumerken war. Eine Skizze über Schopenhauers Lebensdaten: geboren 1788 in Danzig, gestorben 1860 in Frankfurt am Main. Zeitgenosse etwa von Kant, Goethe, Schiller, Fichte, Hölderlin, Hegel, Schelling und Marx. Aus reichem Hause, durch den frühen Tod des Vaters so
wohlhabend, dass er von sich sagen konnte, er lebe nicht von der Philosophie, sondern für die Philosophie.
Mit dieser Selbsteinschätzung Schopenhauers tauchte das Auditorium in die Gedankenwelt des Philosophen ein, die in dem bereits 1819 erschienenen Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ niedergelegt ist.
Nach einer Kaffeepause stellte Hans Stoppel mit persönlichen Worten einen Text Schopenhauers über Leben, Sterben und Unsterblichkeit vor, ehe die Veranstaltung eine gänzlich neue
Färbung annahm. Geistfunkelnde Aphorismen des großen Denkers wurden verlesen, und zwischen Heiterkeit und Nachdenklichkeit traten spontane Anmerkungen aus dem kundigen Publikum über das Leben und den markanten Charakter Schopenhauers.
Der Referent steuerte Biografisches und Anekdoten bei, und so entstand ein facettenreiches Mosaik, das den Menschen Arthur Schopenhauer in seiner Größe und in Hochmut, in Widersprüchlichkeit, Glanz und Unglück erahnen ließ. Abgerundet wurde der Nachmittag durch eine geistreiche Komposition von Aphorismen und Lebensweisheiten Schopenhauers, die Thomas Koch beisteuerte.
Die Zuhörer gingen beschenkt mit vielen Ansätzen zum Weiterdenken über den Menschen in der Welt nach Hause. Es war ein wahrhaft philosophischer Nachmittag.
Klaus Hofmann