„Sie werden lachen, es geht um den Tod“, so hatten sich die Tabutanten angekündigt, und schon früh versammelten sich die ersten „Trauergäste“, um auf jeden Fall dabei zu sein, wenn die beiden Theaterschauspielerinnen Simone Schmitt und Christine G. Holzer sich auf humorvolle Art und Weise mit den Themen Leben, Tod, Trauer und Liebe auseinandersetzen.
Als die Vorführung begann, war der Johannessaal im Katholischen Gemeindehaus von Bad Mergentheim bis auf den letzten Platz gefüllt. Eingeladen zur „Trauerfeier“ hatte der Ökumenische
Hospizdienst Bad Mergentheim und die Keb Dekanat Mergentheim. Dr. Thorsten Zahn als Vorstand des Hospizvereins musste sich bei der großen „Trauergemeinde“ erst einmal Gehör verschaffen, um das Startsignal für das Improvisationstheater der besonderen Art zu geben.
Improvisiert werden musste gleich zu Beginn, da die Beschallungstechnik streikte. Kein Problem für die flexiblen Damen, es wurde kurz umgeswitscht und schon konnte die „Beerdigungszeremonie“ beginnen. Mit der Frage nach der Art der Bestattung ging es dann auch los. Lieber eine Erdbestattung mit Sarg oder eine Urnenbestattung, wurde das Publikum gefragt. Die Mehrheit entschied sich für die Urne. Unbedingt wissen wollten die Damen auch, was es Besonderes in Bad Mergentheim gäbe. Da fielen Begriffe wie Parkplatzproblem und Schäferschipple. Ganz wichtig war auch die Frage nach dem besten Eis und ob es lieber der alte oder der neue Friedhof sein soll.
Die gesammelten Begriffe setzte das Duo in verschiedene Spielszenen um. Eine Joggerin trifft auf dem neuen Friedhof von Bad Mergentheim auf eine Besucherin, die sich am Grab ihres Mannes mehrfach dafür entschuldigt, dass es auf dem alten Friedhof nicht geklappt hat. Auf dem neuen sei es doch schließlich auch ganz schön, so versucht sie ihn zu überzeugen. Außerdem gibt es dort auch kein Parkplatzproblem. Dieses Mergentheimer „Übel“, das Parkplatzproblem, sorgte im Laufe des Abends wiederholt für Lacher.
Beim Erstbesuch einer Hospizbegleiterin wird erstmal kräftig Eierlikör geschlotzt, bevor es dann, nicht wie man denkt, um die eigentliche Patientin, sondern um das Problem Schwester geht,
für die man unbedingt einen Mann sucht. Und die Hospizbegleiterin hat auch nichts Besseres zu tun, als ständig zu betonen, wie viele Fortbildungsmodule sie bereits besucht hat.
Die Krönung war die Kreation eines Eises, das man in kleinen gebackenen Urnen und natürlich auch Särgen, schließlich wollten sich ja nicht alle verbrennen lassen, serviert. Und für Bad Mergentheim muss es ein ganz besonderes Eis sein: Das Schäferschipple-Eis, eine wahre Wunderkraft.
Garniert wurde dieses mit dialektischen Gaumenfreuden: Schwäbisch vom Feinsten, schnoddriges Sächsisch, Babbeln wie in Aschebersch. Und bei der Zugabe kamen auch die Nordlichter auf ihre Kosten. Für die Südländer musste das Dänische allerdings übersetzt werden. Am Ende der Aufführung war beim Publikum die „Trauer“ verflogen. War es doch den beiden Schauspielerinnen gelungen, auf positiv-leichte sowie gefühl- und humorvolle Weise das Tabu „Sterben und Tod“ zu brechen.
Andreas Steffel