Zur Tradition des Fests gehört es, kleine Sträußchen zu binden. Kräuterpädagogin Luise Denninger zeigt nicht nur, wo die Pflanzen zu finden sind.
Nur wenige Meter von der Haustür entfernt findet Luise Denninger die ersten Heilkräuter. Am Lauf des Ebertsbronner Bachs blühen zum Beispiel das Mädesüß und der Baldrian. Die beiden Pflanzen mögen eine feuchte Umgebung, erklärt Denninger. Die Kräuterpädagogin führt eine Gruppe Frauen auf eine kleine Exkursion durch Laudenbach. Sie will ihnen im Rahmen eines Kurses der KatholischenErwachsenenbildung Dekanat Mergentheim die Welt der Heilkräuter vorstellen. Schließlich ist es wenige Tage vor Mariä Himmelfahrt.
An dem Hochfest ist es Brauch, Kräuterbüschel in der Kirche segnen zu lassen. „Die Kräuterbüschel sind eine uralte Tradition“, sagt Denninger. Sie gingen bereits auf Kelten oder Germanen zurück. „Die Menschen hatten früher ein Bedürfnis, für das zu danken, was wächst. Sie hatten viel mehr Achtung vor der Natur“, sagt Denninger.
Sie hat sich viel Wissen über Kräuter angeeignet. Blüten, Samen, Blätter, Stengel oder Wurzel – Denninger weiß, welche Teile einer Pflanze verwendet werden können. Die Kräuterpädagogin erklärt: „Die Wirkstoffe sind am größten, wenn die Pflanze viel Licht abbekommt.“ Daher sei die Zeit zwischen Mariä Himmelfahrt und September traditionell die beste Erntezeit. Allerdings sei es heutzutage aufgrund der Klimaveränderung für einige Pflanzen dann schon zu spät. Sie sind bereits verblüht. „Wenn Sie eine Tinktur ansetzen, nehmen Sie immer ein Drittel Pflanze und zwei Drittel Alkohol“, gibt
Denninger den Teilnehmerinnen noch als Tipp.
Duftende Pracht
An einem Uferstreifen weiter vorne pflückt Denninger eine Brennnessel. Gerade im Frühjahr habe diese viel Vitamin C. Die Samen lassen sich trocknen und ebenfalls verwenden. Die Wilde Möhre, die sich an einer anderen Stelle findet, ist am Geruch zu erkennen. „Sie müssen die Blätter zwischen den Fingern zerreiben“, sagt Denninger. Dann riecht es nach Möhren. Denninger hat auch einen reich bestückten Kräutergarten einige Meter gegenüber von ihrem Haus. Dort können sich die Teilnehmerinnen drei verschiedene Pflanzen mitnehmen. Auf dem Hofanwesen des Ehepaars Denninger angekommen, binden sie diese zusammen mit den Kräutern, die Denninger schon vorher zusammengetragen hat, zu Kräutersträußen. Johanniskraut, Baldrian, Schafgarbe und viele andere Kräuter warten in Eimern auf ihre Verwendung und verströmen ihren Duft.
Ihre Mutter mache immer Kräutersträußchen, jetzt möchte sie es auch selbst lernen, sagt Elisabeth Götz, eine der Teilnehmerinnen. Eine Freundin habe sie auf den Kurs aufmerksam gemacht. Denninger erläutert, aus wie vielen Kräutern ein Sträußchen bestehen sollte: zum Beispiel aus zwölf, nach der Zahl der Apostel. Die Mitte sollte immer eine Königskerze bilden. Für jedes fertige Sträußchen verteilt Denninger außerdem Zettel mit einem Segensgebet.